Es ist noch Luft nach oben

DJV-Journalist Frank Wolters über Pressefreiheit im Gespräch mit Andreas Ryll

Wieder fünf Plätze gefallen. Im internationalen Vergleich mit 180 Ländern belegt Deutschland nur noch Platz 21. Jedes Jahr zum Welttag der Pressefreiheit veröffentlicht die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ eine Rangliste aus 180 Ländern. Die Liste basiert zum einen aus offiziell gemeldeten Verstößen gegen die Pressefreiheit. Zum anderen verschickt „Reporter ohne Grenzen“ einen Katalog aus insgesamt 120 Fragen der verschiedensten Kategorien zur journalistischen Arbeit an Journalistinnen und Journalisten in die betreffenden Länder. Über ein Punktesystem ermittelt die Organisation dann die Rangliste. „Die Aggressivität gegenüber Medienschaffenden steigt weiter. Viele Regierungen und gesellschaftliche Gruppen versuchen, kritische Berichterstattung zu unterbinden. Erschreckend ist, dass die Zahl der Übergriffe in Deutschland auf ein Rekordhoch gestiegen ist“, berichtet der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“ Michael Rediske am weltweiten Tag der Pressefreiheit.

Gemeinsam mit dem Deutschen Journalisten Verband NRW hatte die Volkshochschule Mönchengladbach eingeladen, um über das Thema Pressefreiheit zu diskutieren. DJV-Journalist Frank Wolters arbeitet unter anderem für die WDR Lokalzeit Duisburg und das ZDF. Im Gespräch mit Moderator Andreas Ryll hat Wolters über die Pressefreiheit im deutschen Alltag gesprochen. „Wenn Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit eingeschüchtert werden, dann fällt es in der Tat schwer, einen Bericht zu verfassen“, so Frank Wolters.

Er habe schon erlebt, dass sich bei einer Demonstration plötzlich aus einer Menschenmenge eine Gruppe löste und dann bedrohlich wirkende Männer auf die Reporter zukamen, schildert der Journalist. „Und diese Personen haben auch keinen Respekt vor der Polizei, die uns bei der Reportage begleitet hatte“. Die Konsequenz aus solchen und ähnlichen Erlebnissen sei, dass Reporterinnen und Reporter bei den nächsten Demonstrationen mit sehr gemischten Gefühlen berichten oder schlussendlich gar keinen Bericht erstellen. Bevor Journalistinnen und Journalisten von einer Flasche am Kopf getroffen werden, ziehen es Redaktionen vor, von einer Berichterstattung abzusehen. „Natürlich sind alle immer bestrebt, so weit wie möglich berichtend dabei zu sein, aber eben nur unter Wahrung der körperlichen Unversehrtheit“, ergänzt Wolters. Auch erlebe er unter anderem bei seiner journalistischen Arbeit, dass seine Rechercheanfragen an Unternehmen oder auch Behörden lediglich mit einem Verweis auf die eigene Webseite oder das dort bereitgestellte Text-, Bild- und Tonmaterial abgewiegelt werden.

„Erst wenn ich in meinem Beitrag erwähne, dass die betreffende Person zu keiner Stellungnahme bereit war, dann gibt es meist doch eine Reaktion“, sagt Wolters.
Mit Platz 21 sei Deutschland in der Rangliste wieder gefallen und es gebe noch deutlich Luft nach oben, schließlich gehe die Pressefreiheit einher mit der Meinungsfreiheit. Beide sind im Grundgesetz verankert.

Die Rangliste mit allen 180 Ländern finden Interessierte auf der Internetseite von „Reporter ohne Grenzen“.

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