Um die Welt und Weltpolitik besser zu verstehen, schickt die Volkshochschule zum einen ihre Teilnehmenden auf Reise, zum anderen zu einem Spiel.
Kurz bevor 2024 alle Wahlberechtigten zur Europawahl ihre Stimmzettel in die Wahlurne werfen können, startet die VHS eine Studienreise nach Brüssel. „Die Europawahl 2024 – Vertiefung der Zusammenarbeit oder mehr Nationalstaatlichkeit?“ lautet die Frage, auf die die Teilnehmenden während der zweitägigen Exkursion Antworten finden können. Das Spiel, das helfen kann, die Welt besser zu verstehen und neu zu entdecken, heißt schlicht „Weltspiel“. Es handelt sich um eine pädagogische Methode, die in verschiedenen Bildungskontexten eingesetzt werden kann, um das Verständnis für globale Themen und Zusammenhänge zu fördern. Das Weltspiel kann Schülern oder Teilnehmenden helfen, ein besseres Verständnis für geographische, politische, wirtschaftliche und soziale Aspekte der Welt zu entwickeln. Dabei fördert es das Lernen über verschiedene Länder, Kulturen und globale Herausforderungen. In jedem Fall ist das Weltspiel ein guter Einstieg in das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung und es kann sowohl von Privatpersonen als auch von Vereinen, Schulen oder anderen Institutionen bei der Volkshochschule ausgeliehen werden. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein pädagogischer Ansatz, der darauf abzielt, Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen zu fördern, die es den
Menschen ermöglichen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen und aktiv zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen.
Ein Methodenkoffer für mehr Nachhaltigkeit
Für Martina Roßbach, Leiterin des Programmbereichs „Politische Bildung, Umweltbildung und Gesundheit“, steht nicht nur das Packen ihres Reisekoffers im Kalender, sondern auch das Zusammenstellen eines „Methodenkoffers“ für den Einstieg in die Bildung für nachhaltige Entwicklung
auf dem Plan. Darin findet in jedem Fall auch das Weltspiel seinen festen Platz. „Wir haben das Weltspiel
gleich in mehreren Formaten angeschafft“, berichtet Roßbach. Einige Ausführungen finden wie ein übliches Gesellschaftsspiel auf einem Tisch Platz, für eine andere sollten die Spieler und Spielerinnen besser ein ganzes Zimmer, einen Parkplatz oder ähnliches bereithalten. Denn die große Ausfertigung des Weltspiels ist auf mehreren Quadratmetern LKW-Plane gedruckt.
Wer die Plane ausrollt, dem präsentiert sich derselbe ungewohnte Blick auf die vermeintlich so bekannte Weltkarte wie jenen, die die Tischspielvariante aufbauen. „Die Karte wirkt verzerrt“, erklärt Roßbach und liefert sogleich die Erklärung für den ungewöhnlichen Anblick: „Wir kennen aus der Schule und von vielen anderen Weltkarten vor allem die Mercator-Projektion. Sie ist winkeltreu, anders als die auf dem Weltspiel abgebildete, flächentreue Gall-Peters-Projektion. Die vielen vertraute Mercator-Projektion eignet sich besonders für die Seefahrt und anderweitige Navigation. Ihre Winkeltreue erzeugt jedoch eine Flächenverzerrung. Der Äquator verläuft nicht in der Mitte der Weltkarte, was – wie Kritiker argumentieren – dazu führe, dass Europa unverhältnismäßig groß und zentriert erscheine und Länder des Südens vergleichsweise klein erscheinen. An diese und weitere vielleicht eher unbekannte Aspekte der Welt und der Sicht auf die Welt will das Weltspiel spielerisch heranführen. Zehn bis dreißig Teilnehmende ab 14
Jahren können sich gleichzeitig auf eine Entdeckungsreise begeben. Wie ist die Bevölkerung rund um den Globus verteilt? Wie sind die Einkommen auf der Welt verteilt? Und wo werden auf der Erde wie viele CO2-Emmissionen in die Atmosphäre geblasen? Hierfür können die Teilnehmenden unterschiedlich farbige Spielfiguren auf der Weltkarte platzieren. Jede Farbe steht dabei für eine Kategorie und Kennzahl. „Manchmal wird es bereits schwierig, wenn es darum geht, die Verteilung der Weltbevölkerung richtig
einzuschätzen“, sagt Martina Roßbach.
Eine Lücke schließen
Das Weltspiel ist eine Methode, mit der Roßbach eine Lücke in der Bildungslandschaft schließen möchte. „Nachhaltigkeit ist im Schulunterricht inzwischen ein fester Bestandteil. In der Erwachsenenbildung ist das noch nicht der Fall“, erklärt die Fachbereichsleiterin. Deshalb bereitet sie nun einen Kurs für Dozentinnen und Dozenten der Volkshochschule vor, um sich mit dem Aufbau, Ablauf und den Inhalten des Weltspiels zu beschäftigen und das Spielerlebnis selbst zu erproben und in ihren Unterricht zu integrieren.
Auf nach Brüssel
Wer sehen möchte, wo ein Teil der Politik gemacht wird, die das Weltspiel abbilden möchte, kann sich den Exkursionstermin nach Brüssel von Montag, dem 15. April bis Dienstag, den 16. April 2024, im Kalender reservieren. Allerdings ist der Anmeldeschluss bereits am 15. Februar 2024, da in Brüssel die Personalien gemeldet werden müssen. „Brüssel ist eine sehenswerte Stadt. Man spürt das internationale, weltoffene Flair“, erzählt Martina Roßbach. Die Volkshochschule unternimmt bereits die zweite Studienreise in die kosmopolitische Metropole, die als das Machtzentrum der EU gilt und im Jahr der Europawahl noch etwas mehr ins Licht der Weltöffentlichkeit rücken wird, als sie es in den unruhigen Zeiten von globalen Krisen, Kriegen und Konflikten ohnehin bereits tut. Geleitet wird die Studienreise von Jens Breuer, einem Referenten der Europa Akademie NRW, der die Studienreise und die Fördermittel organisiert hat.
Exkursionen, Begegnungen und Gespräche
Am ersten Tag führt die Exkursion direkt ins Europäische Parlament zu einem Informationstermin mit Abgeordnetengespräch (13:30 – 15:00 Uhr). Unter der Überschrift „Das Europäische Parlament in der Krisenzeit“ können die Teilnehmenden Axel Heyer (Europäisches Parlament) und Petra Kammerever (MdEP) Fragen stellen und Meinungen und Einschätzungen austauschen. Anschließend (15:00 – 17:30 Uhr) bricht die Gruppe zu einer politischen Stadtführung auf, die die Referenten Sacha Seggai und Manuel Schmitz unter dem Titel „Brüssel – Zentrum europäischer Geschichte und Politik“ leiten.
Der zweite Exkursionstag startet in der Europäischen Kommission mit einem Informationstermin inklusive Diskussion (9:00 – 10:30 Uhr). „Die Europäische Kommission als Hüterin der EU-Verträge“ lautet der Titel der Veranstaltung, bei dem die Studienreisenden sich mit Vera Tarnai von der Europäischen Kommission austauschen können. Anschließend (11:00 – 12:30 Uhr) nehmen die Teilnehmenden das Regionale im globalen Zusammenhang unter die Lupe: „Lobbyismus in Brüssel – Europäische Interessen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen“ heißt der Informationstermin mit Diskussion bei der Landesvertretung NRW. Alina Unger von der Landesvertretung NRW wird sich hier mit den Fragen und Diskussionsbeiträgen der VHS-Gruppe beschäftigen. Auch wenn in der Brüsseler Politik viel diskutiert und entschieden wird, was für die Gegenwart und Zukunft von Bedeutung ist, lohnt sich dennoch ein Blick zurück. „Europa im Rückblick“ lautet der Titel eines Informationstermins (13.30 – 15.00 Uhr) mit Audioguideführung. Der Ort für die anschließende Diskussion kann kaum besser gewählt sein: das Haus der Europäischen Geschichte. Diesen Teil der Exkursion leitet Jens Breuer von der Europäischen
Akademie Nordrhein-Westfalen.
Unsere Exkursion nach Brüssel ins Europäische Parlament auf einen Blick.
Studienreise von Montag, 15.04. bis Dienstag, 16.04.2024
Anmeldeschluss: 15. Februar 2024 (da in Brüssel die Personalien gemeldet werden müssen)
Gebühr: 142,00 EUR (Doppelzimmer), 201,40 EUR (Einzelzimmer)
Im Preis enthalten:
Übernachtung und Frühstück, An- und Abreise mit einem Reisebus, Transfers vor Ort in Brüssel sowie das Programm. Bitte sorgen Sie selbst für Ihre Verpflegung.
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