Japanische Kalligraphie – mehr als Kunst

Wie Aya Murakami eine 3300 Jahre alte Kunst neu entstehen lässt

Ein schöner Anblick: Der Saal 113 auf der ersten Etage der Mönchengladbacher Volkshochschule wird von zahlreichen Menschen gefüllt. Grund des regen Interesses war Anfang September das 1. Niederrhein Japan Filmfest mit der Vernissage zur Ausstellung „Japanische Kalligraphie“ der in Düsseldorf lebenden Künstlerin Aya Murakami. Eröffnet wurde der Abend von Frau Konsulin Maya Mitani sowie dem Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs, der die Kooperation mit dem japanischen Konsulat auf das Höchste lobte und für 2023 noch mehr Gemeinschaftliches mit Japan in Aussicht stellte.

Jedes Kunstwerk mit genauer Vorplanung

Die japanische Kalligraphie von Aya Murakami bot dabei einen sehr harmonischen und faszinierenden Zugang in die Kultur und Sprache ihres Heimatlandes, besteht doch das japanische Alphabet aus drei verschiedenen Schriften – den Kanji Schriftzeichen aus China sowie den Silbenschriften Hiragana und Katakana. „Alle drei verwende ich, um ein neues Kunstwerk entstehen zu lassen“, sagt Murakami. Für die Betrachter ergibt sich dann aus der Schönheit der Schriftzeichen in Verbindung mit den unterschiedlichen Materialien, Farben und Darstellungen eine ganz besondere Harmonie. „Die ältesten Schriftarten gehen bis auf 3300 Jahre zurück und werden exakt so wie früher in der heutigen Kalligraphie von mir verwendet“, das sei für sie etwas ganz Besonderes, erzählt Murakami. Der Unterschied zur europäischen Kalligraphie liege vor allem im Akt der Entstehung eines Kunstwerks, schildert sie. Kalligraphie in Europa stehe im weitesten Sinne für die schöne Schrift auf dem Papier, also ein Text oder Spruch in schönen geschwungenen formvollendeten Linien. Kalligraphie in Japan basiere auf der Kata, also einer vorgegebenen Form wie das Kunstwerk entstehen soll. „Berührt der Pinsel einmal das Papier, muss das Werk vollendet werden“, erzählt Aya Murakami. Und was die japanische Kalligraphie Meisterin dann weiter ausführt, das macht deutlich, mit welchem Ehrgeiz und strikter Professionalität sie an ein neues Werk geht. „Ich arbeite für meine Werke immer im Keller, weil sowohl die Tusche als auch das Papier äußerst empfindlich sind“. Schon wenige Grad Temperaturunterschied würden beispielsweise die Konsistenz der Tusche verändern. Auch das Papier, mit dem sie arbeitet, sei manchmal mehrere Jahrzehnte alt und daher sehr vorsichtig zu behandeln. Ferner spiele es für das neue Kunstwerk eine Rolle, welchen Pinsel sie benutzt. „Und abgesehen von dem Material, das ich einsetze, mache ich mir sehr lange Gedanken über den Text und wie alles in ein harmonisches Gesamtwerk passt“, so Murakami. „Schreibe ich zum Beispiel ein Sutra mit ungefähr 380 Silben in Kanji-Zeichen, dann benötige ich dafür ungefähr sieben Stunden, die ich durchgängig arbeite“. Um diesen künstlerischen Prozess bewältigen und durcharbeiten zu können, müsse Murakami einen Tag vorher genauestens planen, also sämtliches Material bereitlegen und sogar ihre Ernährung darauf abstimmen. Die Sorgfalt aus dem künstlerischen Entstehungsprozess wird dann auch deutlich, als sie am Vernissage Abend den VHS-Besuchern einige Textstellen vorliest und erzählt, dass diese Schriftzeichen von ihr mit dem Pinsel auf über achtzig Jahre altem Papier niedergeschrieben wurden. Gerade dieses alte Papier zu verwenden, sei ihr enorm wichtig, denn schließlich stehe das Papier mit seinen Verfärbungen auch für die Natur und damit für die Vergänglichkeit.

Absolute Geradlinigkeit

Aus dieser Beschreibung ihres künstlerischen Schaffens lässt sich schon die Geradlinigkeit ablesen, die für Murakami von höchster Bedeutung ist. „Die Kalligraphie zu meistern, bedeutet für meine existenzielle Wesensart, die Geradlinigkeit eines einzigen Pinselstrichs zu erforschen und das WIE zu erkennen“, diese Zeilen lesen Besucher der Kalligraphie Ausstellung in einem wunderschönen drei geteilten übergroßen schwarzen Bilderrahmen. Auch die Rahmen und ihre Gestaltung gehören für Aya Murakami zu einem vollendeten Kunstwerk dazu, sagt sie und freut sich, dass ihr Mann sie dabei tatkräftig unterstützt. Alles in allem erleben die Menschen in der Mönchengladbacher Volkshochschule japanische Kalligraphie mit einem Höchstmaß an Schönheit und Geradlinigkeit, von der Idee über die Entstehung bis zur Aufführung und nachhaltigen Wirkung beim Betrachten Murakamis Werke. Und so heißt es weiter auf ihrem Kunstwerk: „Jeder Strich und jeder Punkt ist die Ausübung der Berufung, das Reich der Natur und die teilnehmende Beziehung zur irdischen Welt, ist das Betätigungsfeld meines Lernens“. Diese Zeilen unterstreichen die Idee der japanischen Kalligraphie, nämlich das Wissen über einen langen Prozess aufzunehmen und das Erlernte immer wieder anzuwenden, bis es sich in einer eigenen individuellen Form entfaltet, wie in der von Aya Murakami.

Insgesamt wird KI die Rolle des Lehrers oder der Lehrerin in der Erwachsenenbildung ergänzen und verbessern, aber nicht ersetzen.

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