Medienkompetenz: KI, Social Media, Smartphone und Co.
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Medienkompetenz: KI, Social Media, Smartphone und Co.

Dr. Ilham Huynh gibt einen Einblick in die zahlreichen Angebote der VHS im Bereich Medienkompetenz

„Bei Medienkompetenz denken die meisten an das Arbeiten mit dem PC oder auch die Nutzung von Smartphones und Tablets“, erklärt die neue Leiterin des Programmbereichs „Kultur und Medienbildung“ der VHS, Dr. Ilham Huynh. Seit Anfang des Jahres arbeitet sie in Mönchengladbach und hat einiges geplant zum Thema Medienkompetenz.
„Kompetenz besteht immer aus den drei Dimensionen Einstellungen, Fähigkeiten und Wissen“, erklärt sie. Neben einem reinen anwendungsbezogenen Umgang mit Medien müsse auf jeden Fall die Beurteilungsebene mehr in den Vordergrund gerückt werden, dass über Vorgänge kritisch reflektiert und gesprochen werde. Das zeigen Phänomene wie zum Beispiel Hassrede im Netz und Fake News, so die Programmbereichsleiterin.

Gleichzeitig eröffnen sich neue kreative Gestaltungs- und Erfahrungsmöglichkeiten,
wie die Entwicklungen in Virtual und Augmented Reality zeigen. Diese erlauben Spaziergänge um den Taj Mahal zu jeder Tageszeit und ohne lästige Anreise oder von zuhause aus an immersiven Ausstellungen teilzunehmen und in die Welt einzelner Gemälde durch eine 3D-Ansicht komplett einzutauchen. „Als Volkshochschule wollen wir alle Interessierten unterstützen, zum einen Medien kompetent bedienen zu können und zum anderen die dort entstehenden Möglichkeiten und Ergebnisse einzuschätzen sowie darüber zu diskutieren“, sagt Dr. Ilham Huynh. „Denn Medienkompetenz ist nicht etwas, das man nur einmal erlernen muss und dann beherrscht“ führt sie fort und verweist auf den griechischen Philosophen Heraklit, der gesagt hat: „Veränderung ist die einzige Konstante im Universum“. Genau das treffe auch auf die Medienlandschaft und die damit verbundene Medienkompetenz zu. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Beziehungsgefüge aus Kompetenz plus Erfahrung und Reflexion, das eine ständige Aktualisierung erfährt.

Die Medienlandschaft ist durch die exponentiell gewachsenen technischen Möglichkeiten sehr schnellen Veränderungen unterworfen und brauche daher ständige Beobachtung und immer wieder ein Ausprobieren, schildert Huynh weiter. „Allein das Beispiel der Künstlichen Intelligenz in Form von ChatGPT zeigt, wie rasend schnell sich die Medienlandschaft verändert und welchen enormen Einfluss das auf unseren Alltag und Beruf hat“.

Auch die Welt der sozialen Medien mit Instagram, Twitter und TikTok sei ständig im Wandel, führt Dr. Ilham Huynh an und macht dabei deutlich, wie wichtig es sei, sich mit neuen Trends zu beschäftigen. Beruflich wie auch privat könne das Wissen und die Kenntnis von neuen digitalen Techniken und Möglichkeiten von entscheidender Bedeutung für die eigene gesellschaftliche Teilhabe sein. „Wir als Volkshochschule möchten den Menschen dabei helfen, mit entsprechenden Angeboten ihre Medienkompetenz aufzubauen und zu erweitern“, sagt Dr. Ilham Huynh. Bereits im ersten Halbjahr gab es dazu in Kooperation mit der Medienbox NRW Workshops zur Erstellung von Podcasts, zum Erkennen von seriösen Informationsquellen sowie ein Kurs dazu, wie Videos gedreht und sicher im Netz für andere zur Verfügung gestellt werden können. Im Angebot hatte die VHS auch einen digitalen Fotoclub sowie eine Veranstaltung
zur Ethik in der Digitalisierung. Eine Computerwerkstatt, der Makerspace und die PC-Plauderecke runden das laufende Angebot ab.

„Für das neue Semester haben wir medial gestützte Kreativkurse ins Visier genommen“, sagt Huynh. Fotografie und Videoerstellung mit dem Smartphone sowie Zeichnen und Illustrationen auf dem Tablet werden als weitere Bausteine unter dem Dach der Medienkompetenz angeboten. „Geplant ist auch eine Veranstaltung zu Künstlicher Intelligenz anlässlich des diesjährigen Digitaltags am 16. Juni, die wir über unsere Webseite und die Social-Media-Kanäle veröffentlichen werden“, freut sich Dr. Ilham Huynh und lädt alle Interessierten ein, gemeinsam mit der VHS die Möglichkeiten unserer digitalen Welt zu entdecken.


Jacky-Tanz

Manipulieren aus Leidenschaft

Preisgekrönter Fotograf Thomas Felgenträger und seine Liebe zum Licht

„Ich liebe es, wenn ich die Kamera manipulieren kann“, berichtet der Mönchengladbacher Fotograf Thomas Felgenträger. In den vergangenen zwei Jahren hat er allein bei drei
Schwarz-weiß-Wettbewerben in Deutschland die höchsten Preise gewonnen. Dazu wurde ihm noch der fotografische Ehrentitel EFIAP-Bronze im März 2021 von der FIAP (Inter-
national Federation of Photographic Art – Fédération Internationale de l‘Art Photographique) verliehen. Aber Thomas Felgenträger fotografiert nicht nur schwarz-weiß. Das Spiel und die Arbeit mit dem Licht treiben ihn an bei der Fotografie. „Aus einer bestimmten Situation etwas herausholen, was gar nicht da ist“, so beschreibt der Fotograf und VHS-Dozent selbst seine Kunst. Dazu müsse man unbedingt wissen, wie eine professionelle Kamera funktioniert.

Den besonderen Moment festhalten

Seine liebsten Motive sind Menschen und vor allem Menschen in Bewegung. „Ich habe viele Projekte mit Sportlern bei der Ausübung ihres Sports umgesetzt. Hierbei muss
ich viel Licht einsetzen und arbeite Dinge heraus, die sonst eigentlich nicht zu sehen sind“, erklärt Felgenträger. Bei Sportlern wird das besonders schwer, da sie in Bewegung
sind und dieser besondere Moment festgehalten werden soll, der die ganze Anstrengung und Anspannung in einer Aufnahme offenbart. „Schwerer wird es dann noch, wenn
ich bei Tageslicht arbeite und das Bild schwarz sein soll, dann muss ich die Kamera richtig betrügen“, schildert der Fotograf und erklärt, was er damit meint. Durch eine sehr
kurze Belichtungszeit (1/2.000 Sekunde oder kürzer) und einen ganz gezielt eingesetzten Blitz kitzelt Thomas Felgenträger kleinste Nuancen aus dem Motiv heraus. „Ich friere
einen speziellen Moment ein, den Betrachter so nicht sehen können, wie zum Beispiel einen Sprinter beim Start. Genau in der Sekunde, wo der Fuß noch auf dem Startblock ist und der Rest schon massiv in Bewegung gerät. Genau diesen Moment mit den angespannten Muskeln mache ich mit dieser Technik sichtbar“, veranschaulicht er. Mit dem Smartphone wäre das in dieser Ausführung und Genauigkeit nicht machbar. Zwar könne ein Sprinter beim Start fotografiert und auch ein Moment festgehalten werden, jedoch nicht mit diesem künstlerischen Anspruch, erzählt Felgenträger.

Vom Knipsen zum Fotografieren

Aber er will die Fotografie mit dem Smartphone keineswegs verteufeln, und nutzt auch selbst die praktische und handliche Art, besondere Motive und Ideen mit dem Mobiltelefon festzuhalten. „Kunst heißt für mich, der Mensch dahinter muss eine Idee haben“, meint Felgenträger und dafür bietet das Handy begrenzte Möglichkeiten. Wenn er Teilnehmende fragt, warum sie denn einen Fotokurs bei der VHS belegen, dann lautet die Antwort sehr schnell, dass sie vom Knipsen zum Fotografieren kommen wollen. Das Licht und der richtige Einsatz der Kamera bieten dafür eine gute Grundlage, erklärt der Fotograf. „Wenn jemand eine Fotografie betrachtet, dann muss sofort die Botschaft erkennbar sein“.
Er selbst arbeite zum Beispiel gerne mit Menschen, da er bei ihnen das Licht besonders effektiv einsetzen kann. Zu einem Menschen könne er sagen, dass sie oder er sich doch
einmal drehen solle, um den Lichteinfall und die Schattenwirkung sofort sehen zu können. Diese besondere Wirkung des Lichts und auch der Bildaufbau, das sind Details, die
Thomas Felgenträger schon bei den großen Fotografen Peter Lindbergh und Helmut Newton bewundert hat und die ihn für seine ganz eigene Art der Fotografie weiter inspirieren.

Auf die aktuelle Frage zur Künstlichen Intelligenz (KI) und wie KI die Arbeitsschritte beim Fotografieren beeinflussen kann, antwortet Thomas Felgenträger, dass sie im Bereich der Kunst durchaus eine Inspiration sein kann. So inspirierend wie auch der Austausch mit professionellen Kolleginnen und Kollegen. Felgenträger ist seit Jahren Mitglied der Lichtmaler Niederrhein. „In einem Fotoclub gibt es immer jemanden, der Dinge sieht, die einem selbst gar nicht mehr auffallen“, erzählt der Fotograf. Auch das Erlernen und Anwenden neuer Techniken geschehe durch den Austausch und erweitere das eigene Profil, sagt er. Seine Fotos sind seit 2004 in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Auch in einem Café in der Stadt konnte man schon Fotografien von Thomas Felgenträger an der Wand erblicken. Neben seinem Engagement für die Fotografie arbeitet Thomas Felgenträger als Lehrer am Stiftisch Humanistischen Gymnasium. Während der Corona-Pandemie kam er auf die Idee, für seine Schüler und Schülerinnen YouTube-Videos zu erstellen und diese in den Unterricht zu integrieren. Diese Fähigkeit, komplexe Dinge in einem Video zu erklären, hat Thoma Felgenträger auch auf seinen Bereich der Fotografie über-
tragen. So beinhaltet seine Webseite diverse Video-Tutorials zum speziellen Einsatz von Filtern oder den Eigenschaften eines guten Bildes. Wer Thomas Felgenträger kennen lernt, freut sich über einen Menschen, der aus Berufung Lehrer und aus Leidenschaft Fotograf ist – und umgekehrt.


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Japanische Kalligraphie – mehr als Kunst

Wie Aya Murakami eine 3300 Jahre alte Kunst neu entstehen lässt

Ein schöner Anblick: Der Saal 113 auf der ersten Etage der Mönchengladbacher Volkshochschule wird von zahlreichen Menschen gefüllt. Grund des regen Interesses war Anfang September das 1. Niederrhein Japan Filmfest mit der Vernissage zur Ausstellung „Japanische Kalligraphie“ der in Düsseldorf lebenden Künstlerin Aya Murakami. Eröffnet wurde der Abend von Frau Konsulin Maya Mitani sowie dem Mönchengladbacher Oberbürgermeister Felix Heinrichs, der die Kooperation mit dem japanischen Konsulat auf das Höchste lobte und für 2023 noch mehr Gemeinschaftliches mit Japan in Aussicht stellte.

Jedes Kunstwerk mit genauer Vorplanung

Die japanische Kalligraphie von Aya Murakami bot dabei einen sehr harmonischen und faszinierenden Zugang in die Kultur und Sprache ihres Heimatlandes, besteht doch das japanische Alphabet aus drei verschiedenen Schriften – den Kanji Schriftzeichen aus China sowie den Silbenschriften Hiragana und Katakana. „Alle drei verwende ich, um ein neues Kunstwerk entstehen zu lassen“, sagt Murakami. Für die Betrachter ergibt sich dann aus der Schönheit der Schriftzeichen in Verbindung mit den unterschiedlichen Materialien, Farben und Darstellungen eine ganz besondere Harmonie. „Die ältesten Schriftarten gehen bis auf 3300 Jahre zurück und werden exakt so wie früher in der heutigen Kalligraphie von mir verwendet“, das sei für sie etwas ganz Besonderes, erzählt Murakami. Der Unterschied zur europäischen Kalligraphie liege vor allem im Akt der Entstehung eines Kunstwerks, schildert sie. Kalligraphie in Europa stehe im weitesten Sinne für die schöne Schrift auf dem Papier, also ein Text oder Spruch in schönen geschwungenen formvollendeten Linien. Kalligraphie in Japan basiere auf der Kata, also einer vorgegebenen Form wie das Kunstwerk entstehen soll. „Berührt der Pinsel einmal das Papier, muss das Werk vollendet werden“, erzählt Aya Murakami. Und was die japanische Kalligraphie Meisterin dann weiter ausführt, das macht deutlich, mit welchem Ehrgeiz und strikter Professionalität sie an ein neues Werk geht. „Ich arbeite für meine Werke immer im Keller, weil sowohl die Tusche als auch das Papier äußerst empfindlich sind“. Schon wenige Grad Temperaturunterschied würden beispielsweise die Konsistenz der Tusche verändern. Auch das Papier, mit dem sie arbeitet, sei manchmal mehrere Jahrzehnte alt und daher sehr vorsichtig zu behandeln. Ferner spiele es für das neue Kunstwerk eine Rolle, welchen Pinsel sie benutzt. „Und abgesehen von dem Material, das ich einsetze, mache ich mir sehr lange Gedanken über den Text und wie alles in ein harmonisches Gesamtwerk passt“, so Murakami. „Schreibe ich zum Beispiel ein Sutra mit ungefähr 380 Silben in Kanji-Zeichen, dann benötige ich dafür ungefähr sieben Stunden, die ich durchgängig arbeite“. Um diesen künstlerischen Prozess bewältigen und durcharbeiten zu können, müsse Murakami einen Tag vorher genauestens planen, also sämtliches Material bereitlegen und sogar ihre Ernährung darauf abstimmen. Die Sorgfalt aus dem künstlerischen Entstehungsprozess wird dann auch deutlich, als sie am Vernissage Abend den VHS-Besuchern einige Textstellen vorliest und erzählt, dass diese Schriftzeichen von ihr mit dem Pinsel auf über achtzig Jahre altem Papier niedergeschrieben wurden. Gerade dieses alte Papier zu verwenden, sei ihr enorm wichtig, denn schließlich stehe das Papier mit seinen Verfärbungen auch für die Natur und damit für die Vergänglichkeit.

Absolute Geradlinigkeit

Aus dieser Beschreibung ihres künstlerischen Schaffens lässt sich schon die Geradlinigkeit ablesen, die für Murakami von höchster Bedeutung ist. „Die Kalligraphie zu meistern, bedeutet für meine existenzielle Wesensart, die Geradlinigkeit eines einzigen Pinselstrichs zu erforschen und das WIE zu erkennen“, diese Zeilen lesen Besucher der Kalligraphie Ausstellung in einem wunderschönen drei geteilten übergroßen schwarzen Bilderrahmen. Auch die Rahmen und ihre Gestaltung gehören für Aya Murakami zu einem vollendeten Kunstwerk dazu, sagt sie und freut sich, dass ihr Mann sie dabei tatkräftig unterstützt. Alles in allem erleben die Menschen in der Mönchengladbacher Volkshochschule japanische Kalligraphie mit einem Höchstmaß an Schönheit und Geradlinigkeit, von der Idee über die Entstehung bis zur Aufführung und nachhaltigen Wirkung beim Betrachten Murakamis Werke. Und so heißt es weiter auf ihrem Kunstwerk: „Jeder Strich und jeder Punkt ist die Ausübung der Berufung, das Reich der Natur und die teilnehmende Beziehung zur irdischen Welt, ist das Betätigungsfeld meines Lernens“. Diese Zeilen unterstreichen die Idee der japanischen Kalligraphie, nämlich das Wissen über einen langen Prozess aufzunehmen und das Erlernte immer wieder anzuwenden, bis es sich in einer eigenen individuellen Form entfaltet, wie in der von Aya Murakami.

Insgesamt wird KI die Rolle des Lehrers oder der Lehrerin in der Erwachsenenbildung ergänzen und verbessern, aber nicht ersetzen.

Menschliche Lehrkräfte werden weiterhin eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten spielen.

Und den Lernenden eine persönliche und effektive Bildungserfahrung bieten.


Blog_So-lebten-die-Menschen-in-MG-und-Rheydt

So lebten die Menschen in Gladbach und Rheydt

Wenn Karl Boland über Geschichte erzählt, dann funkeln seine Augen. Nichts scheint spannender zu sein, als eine Bibliothek zu besuchen und dort das fehlende Puzzleteilchen für die aufgestellte These zu finden. Karl Boland und Hans Schürings sind die Köpfe der Mönchengladbacher Geschichtswerkstatt. Seit fast zehn Jahren widmen die beiden Pensionäre ihre Freizeit der Stadtgeschichte, immer mit dem Blick auf besondere Themen und Bereiche. „In Mönchengladbach und Rheydt kann man deutsche Geschichte unter Laborbedingungen studieren“, erklärt Karl Boland. Aktuell beschäftigt er sich mit der Inflation und ihrem hundertjährigen Jubiläum, so der Historiker. „1923 stand Deutschland am Abgrund, es brannte an allen Ecken und die Menschen waren unruhig“, berichtet Boland weiter. Das führte dazu, dass es zu Demonstrationen und Plünderungen kam. Der damalige Oberbürgermeister von Rheydt, Oskar Graemer, musste im Sommer 1923 den Marktbeschickern behördlichen Schutz zusichern, damit sie in Ruhe ihre Waren anbieten konnten, ohne überfallen zu werden. Sogar ein sogenannter „Deutscher Oktober“ sollte in Mönchengladbach realisiert werden, schildert Boland weiter und verspricht für 2023 weitere spannende Details aus Mönchengladbach und Rheydt zu 100 Jahren Inflation.


Bei einem weiteren Rückblick auf die Zeitgeschichte der Stadt wird auch deutlich, dass Missstände angepackt wurden – allerdings nicht von den Verantwortlichen der Stadt, sondern von Privatleuten, hebt Boland hervor. Das waren Unternehmer wie Franz Brandts und Unternehmerinnen wie Louise Geury, die bis heute eng mit dem Namen der Stadt verbunden sind. Franz Brandts sorgte erstmals dafür, dass die Arbeiter seiner Textilfabrik ein Mitbestimmungsrecht bekamen. Louise Geury hat einen Großteil ihres Vermögens der Stadt vermacht zur Errichtung einer Lungenheilstätte, die bis heute bekannte „Hardterwald-Klinik“. Die Lungenkrankheit Tuberkulose war eine Folge der hohen Textilproduktion im 19. Jahrhundert und da in den Fabriken häufig Frauen arbeiteten, kam es zu einem weiteren Problem, das besonders in Mönchengladbach auftrat. „Im Hitzesommer 1911 starben fast 400 Säuglinge“, beziffert Karl Boland seine Rechercheergebnisse. Die arbeitenden Mütter wussten damals nicht, wie sie die Säuglinge ernähren sollten, ohne ihren Job aufzugeben. Also gaben sie ihre Kinder zu Verwandten und Bekannten, wo diese häufig verdorbene Milch tranken. Das war die Ursache für das hohe Säuglingssterben.

„Herausgefunden hatte das Marie Baum, die endlose empirische Untersuchungen anstellte und schließlich auf die verdorbene Milch stieß“, fasst Karl Boland zusammen. Ihr sei es dann schließlich zu verdanken, dass in Mönchengladbach eine Milchanstalt geschaffen wurde, die dafür sorgte, die Milch vom Bauern zum Labor zu bringen und dann mit ausreichender Kühlung wieder an die Mütter lieferte. Begleitet wurde das durch eine Mütterberatung sowie eine Stillkampagne. Danach entspannte sich die Situation der Säuglingssterblichkeit deutlich, zeitgleich wurde der Mutterschutz eingeführt.
„Bis Ende der 1920-er Jahre firmierte Mönchengladbach als soziale Stadt“, bemerkt Boland und erwähnt dabei, dass auch die damaligen Missstände in den Arbeiterwohnungen behoben wurden, wo Vater, Mutter und Kind in einem Bett schliefen. Auch ein fahrbarer Mittagstisch gehörte zu den unternehmerischen Initiativen, die für die Genesung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend waren. „Dieses enorm hohe Selbsthilfepotential aus der Bürgerschaft, um bestimmte Probleme anzugehen, ist ein unverkennbares Merkmal der Mönchengladbacher und Rheydter Geschichte“, fügt Karl Boland hinzu. Es brauche einfach Menschen, die über ihren Tellerrand gucken und sich engagieren, wozu ohne Zweifel Unternehmer Franz Brandts gehörte wie auch das Gladbacher Unternehmerpaar Josef und Hilde Wilberz, die – auch nach ihrem Tod – über ihre gleichnamige Stiftung bis heute Gutes tun für Mensch und Tier.


„Mönchengladbach anders sehen“, das werden Interessierte der neuen VHS-Themenreihe der Geschichtswerkstatt auf jeden Fall, freut sich Boland und verweist dabei auch auf das aktuelle Buch „Mönchengladbach anders sehen“. Auf 160 Seiten haben die beiden mit der Künstlerin Hanna von Dahlen ein Fotobuch realisiert, das ungewohnte Perspektiven, vergangene und einige bislang übersehene Kunstwerke abbildet. „Vielleicht sogar ein Kunstwerk, über das der eine oder die andere schon einmal gelaufen ist“, verspricht Karl Boland.

Die “Geschichtswerkstatt” beschäftigt sich seit den 1980-er Jahren mit Themen aus der lokalen Zeitgeschichte Mönchengladbachs und Rheydts. Sie werden präsentiert in Vorträgen, Stadtrundfahrten, Ausstellungen und Buchpublikationen. Die Themen kommen aus dem Alltag der Menschen: So wird darauf geschaut, wie unterschiedlich die historischen Ereignisse die Menschen betroffen haben, wie verschiedene Gruppen miteinander interagiert haben (oder auch nicht) und wie unterschiedlich die Gladbacher und die Rheydter mit bestimmten Herausforderungen in der Geschichte umgegangen sind.

Nach einem Impuls-Vortrag wird es auch Zeit und Gelegenheit geben, anhand von historischem Material, selbst in die historische Heimatgeschichte einzusteigen. Erleben Sie die “Geschichtswerkstatt” und fünf ihrer Themen:

1. Die Tuberkulose als die Krankheit der “Minderbemittelten” (nicht nur) in der Gladbach-Rheydter Textilarbeiter*innenschaft

2. Textilindustrie-Architektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Mönchengladbach und Rheydt

3. Vom Niedergang der einstmals im Gladbach-Rheydter Industriebezirk dominierenden Textilindustrie

4. Der Gladbacher Tuchfabrikant Franz Brandts (1836-1914) als sozialengagierter Unternehmer und politisierender Katholik

5. Wanlo soll leben! – Der Kampf gegen den Braunkohlenabbau am Südrand der Stadt zum Erhalt von Wanlo


Weltkarte_der_Pressefreiheit_2023

Es ist noch Luft nach oben

DJV-Journalist Frank Wolters über Pressefreiheit im Gespräch mit Andreas Ryll

Wieder fünf Plätze gefallen. Im internationalen Vergleich mit 180 Ländern belegt Deutschland nur noch Platz 21. Jedes Jahr zum Welttag der Pressefreiheit veröffentlicht die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ eine Rangliste aus 180 Ländern. Die Liste basiert zum einen aus offiziell gemeldeten Verstößen gegen die Pressefreiheit. Zum anderen verschickt „Reporter ohne Grenzen“ einen Katalog aus insgesamt 120 Fragen der verschiedensten Kategorien zur journalistischen Arbeit an Journalistinnen und Journalisten in die betreffenden Länder. Über ein Punktesystem ermittelt die Organisation dann die Rangliste. „Die Aggressivität gegenüber Medienschaffenden steigt weiter. Viele Regierungen und gesellschaftliche Gruppen versuchen, kritische Berichterstattung zu unterbinden. Erschreckend ist, dass die Zahl der Übergriffe in Deutschland auf ein Rekordhoch gestiegen ist“, berichtet der Vorstandssprecher von „Reporter ohne Grenzen“ Michael Rediske am weltweiten Tag der Pressefreiheit.

Gemeinsam mit dem Deutschen Journalisten Verband NRW hatte die Volkshochschule Mönchengladbach eingeladen, um über das Thema Pressefreiheit zu diskutieren. DJV-Journalist Frank Wolters arbeitet unter anderem für die WDR Lokalzeit Duisburg und das ZDF. Im Gespräch mit Moderator Andreas Ryll hat Wolters über die Pressefreiheit im deutschen Alltag gesprochen. „Wenn Journalisten bei der Ausübung ihrer Arbeit eingeschüchtert werden, dann fällt es in der Tat schwer, einen Bericht zu verfassen“, so Frank Wolters.

Er habe schon erlebt, dass sich bei einer Demonstration plötzlich aus einer Menschenmenge eine Gruppe löste und dann bedrohlich wirkende Männer auf die Reporter zukamen, schildert der Journalist. „Und diese Personen haben auch keinen Respekt vor der Polizei, die uns bei der Reportage begleitet hatte“. Die Konsequenz aus solchen und ähnlichen Erlebnissen sei, dass Reporterinnen und Reporter bei den nächsten Demonstrationen mit sehr gemischten Gefühlen berichten oder schlussendlich gar keinen Bericht erstellen. Bevor Journalistinnen und Journalisten von einer Flasche am Kopf getroffen werden, ziehen es Redaktionen vor, von einer Berichterstattung abzusehen. „Natürlich sind alle immer bestrebt, so weit wie möglich berichtend dabei zu sein, aber eben nur unter Wahrung der körperlichen Unversehrtheit“, ergänzt Wolters. Auch erlebe er unter anderem bei seiner journalistischen Arbeit, dass seine Rechercheanfragen an Unternehmen oder auch Behörden lediglich mit einem Verweis auf die eigene Webseite oder das dort bereitgestellte Text-, Bild- und Tonmaterial abgewiegelt werden.

„Erst wenn ich in meinem Beitrag erwähne, dass die betreffende Person zu keiner Stellungnahme bereit war, dann gibt es meist doch eine Reaktion“, sagt Wolters.
Mit Platz 21 sei Deutschland in der Rangliste wieder gefallen und es gebe noch deutlich Luft nach oben, schließlich gehe die Pressefreiheit einher mit der Meinungsfreiheit. Beide sind im Grundgesetz verankert.

Die Rangliste mit allen 180 Ländern finden Interessierte auf der Internetseite von „Reporter ohne Grenzen“.


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Einfach mal die Augen schliessen

mit allen Sinnen “Waldbaden”

„Wenn wir im Wald unterwegs sind, dann wird die Grübelmaschine abgestellt“, schildert Waldlehrerin Jutta Poss. Auf ihren etwa dreistündigen Wanderungen durch den Wald erleben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine ganzheitliche Ausrichtung auf die Natur. „Es geht um das Erleben, das Beobachten, das aktive Wahrnehmen und Erkunden“, erklärt Poss weiter. Das Waldbaden „Shinrin Yoku“ kommt aus Japan und wurde etwa in den 1980er Jahren entwickelt, um die Menschen wieder auf die Kräfte der Natur zu besinnen. Wissenschaftliche Untersuchungen stellten damals die positiven Effekte des Waldes auf das Immunsystem des Körpers dar. „In Japan gilt das Waldbaden sogar als anerkannte Therapie zur Prävention“, ergänzt Jutta Poss und verweist damit auf die zahlreichen ätherischen und bioaktiven Öle, die Menschen bei einer Wanderung durch den Wald aufnehmen können. „Wir gehen ungefähr drei Kilometer und lassen uns Zeit, den Wald auf uns wirken zu lassen“, freut sich Jutta Poss.


Welche Bedeutung hat das Moos, was liegen für örtliche Besonderheiten vor und wie warnt ein Baum einen anderen, wenn Schädlinge unterwegs sind? Diese und mögliche andere Details erläutert die Waldlehrerin. Aber jede Waldbaden-Wanderung sei anders, da der Wald und die Natur sich ständig verändern, so Poss. Zu den Übungen beim Waldbaden gehört unter anderem auch das Schließen der Augen. „Was nehme ich wahr, wenn nun meine anderen Sinne priorisiert werden?“, fragt die Waldlehrerin. Plötzlich hören einige das Rauschen der Blätter, was sie vorher nicht so stark gehört haben oder riechen zum Beispiel den typischen Duft der jeweiligen Bäume. Und bei all den Geräuschen, die uns täglich umgeben, wirke besonders die Stille des Waldes auf viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen wie eine neue unvergessliche Erfahrung.

„Alle Waldinteressierten sind jedenfalls immer sehr gespannt, was auf sie in den drei Stunden zukommt“, gesteht Jutta Poss und berichtet von einer Dame, die sogar mit ihrem Rollator die Waldbaden-Wanderung mitgemacht hat. Das sei zwar anstrengend gewesen, aber die Dame war durchweg begeistert. So wird das Waldbaden für jeden zur willkommenen Auszeit vom Alltag und zum wahren Erlebnis in der Natur.


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Kein Witz: Lachen lernen

und neue Perspektiven entdecken

„Der Körper unterscheidet nicht, ob wir üben oder gerade tatsächlich gute Laune haben“, überzeugt Trainerin Gisela Dombrowsky. Bereits seit 2006 hat sie eine Zertifizierung als Lachyoga-Trainerin und räumt seitdem mit ihrer erfolgreichen Arbeit deutschlandweit Vorurteile aus dem Weg. Die Referenzen auf ihrer Webseite zeigen, wie sehr Lachyoga nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die gute Laune steigern kann. Und genau das erfahren jetzt auch die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Volkshochschule Mönchengladbach.

„Wir klatschen in die Hände und rufen dazu laut hoho… haha“, lächelt Gisela Dombrowsky und hat somit schon eine Reaktion bei allen hervorgerufen: Alle lächeln. Das Klatschen der Hände und die Öffnung des Mundes aktivieren die Atmung und die Mundwinkel werden automatisch hochgezogen. Beim Lachyoga lernen die Interessierten das Lachen abzurufen, wann immer sie es benötigen. Dabei geht es nicht darum, über einen Witz ins Lachen zu geraten, sondern über bestimmte Bewegungen und Übungen. So startet zum Beispiel die Lachyogastunde mit pantomimischen Spielen, die alle Übenden in die Lage versetzen, ihr Lachen zu aktivieren. „Das Lachen holt uns aus dem täglichen Gedankenkarussell heraus und hilft dabei Stress abzubauen“, führt die Lachyoga Trainerin weiter aus. Außerdem wirkt sich das Lachen positiv auf unser Immunsystem aus und verändert die Perspektive auf die zahlreichen negativen Themen des Alltags.

Hier finden Sie unsere aktuellen Yoga-Kurse.

Sogar Unternehmen haben mittlerweile das Lachyoga entdeckt, berichtet Gisela Dombrowsky. War anfangs die Skepsis noch groß, so erreichen sie immer mehr Anfragen. Selbst kritische Kursbesucher konnte die Yogatrainerin schon von der Wirkung des Lachens auf den Körper überzeugen. „Ein Westfale war anfangs sehr skeptisch, doch als er am Ende die positiven Energien spürte, da hatte ich ihn für das Yoga gewonnen“. Denn eines ist klar: Gut gelaunt machen das Leben und natürlich die Arbeit mehr Spaß – und gute Laune kommt auch beim Kunden besser an. Die positiven Wirkungen auf Körper und Geist kannte schon Karl Valentin, zitiert Gisela Dombrowsky: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, dann regnet es auch“. Sowohl beim Lachyoga als auch beim Klangyoga nehmen die Interessierten Übungen mit, die sie dazu befähigen, das Erlernte auch nach Ende des Kurses selbständig umzusetzen. „Besser ein Prozent Praxis als Tonnen von Theorie“, auch eine Lehre aus vielen Jahren Yoga.


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Rechnen für die Zukunft

BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung im Mathematikunterricht

„Wie viele Windräder könnten in Deutschland rein flächen-mäßig gebaut werden und wie viel Prozent der Energie kann man damit im Jahresschnitt decken?“ Mit diesen und anderen Aufgaben möchte VHS-Dozent Christopher Klar die Mathematik-Schüler des zweiten Bildungsweges zum Nachdenken an-regen und eine Diskussion anstoßen. „Würde denn dieser von den Windrädern erzeugte Strom für die privaten Haushalte in Deutschland ausreichen?“ Auch dafür gibt es erst nach der erfolgreichen Berechnung eine Antwort, die wiederum neue Fragen in unterschiedlichste Richtungen aufwerfen kann. Dahinter steckt die Idee der „BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung“, die schon seit 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung koordiniert wird.

Im Grunde gehe es darum, Menschen zu zukunftsorientiertem Denken und Handeln zu befähigen, also Fragen zu stellen und Zusammen-hänge zu erkennen, berichtet Klar weiter. Das betreffe alle Lebens- und Lernbereiche, nicht nur die Mathematik. In seinem Unterricht erlebt er immer wieder, dass besonders Textaufgaben Schwierigkeiten bereiten. „Bei Schülern herrscht oft die Denke, möglichst viel auswendig zu lernen und so das ganze Spektrum schon irgendwie hinzukriegen“, schildert der Mathedozent. Indem er in seinem Unterrichtsmodul Zeit einräumt, bekommen Schüler und Schülerinnen die Chance, Matheaufgaben und ihren Sinn zu hinterfragen und zu diskutieren. „Das kann unter anderem die Anschaffung einer Balkonsolaranlage für 1.200 Euro sein, die etwa 600 Watt erzeugt“. Im Vergleich dazu benötige ein Wasserkocher 600 Watt, rechnet Christopher Klar weiter und diskutiert die Frage der Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Anschaffung. Klar fügt noch hinzu: „600 Watt entspricht auch der Energie, die ein Tour de France Radfahrer erzeugt, beim Radfahren in der Freizeit liegt der Wert allerdings höchstens bei 100 Watt“.

Je mehr ein Thema das Lebensumfeld der Schüler und Schülerinnen erreiche, desto besser können sie auch mit den entsprechenden Zahlen umgehen. „Wenn sie am Anfang eines Monats ausrechnen können, wieviel Geld ihnen für bestimmte Anschaffungen übrigbleibt, dann haben alle den Sinn von Mathematik erkannt“, erklärt Dozent Christopher Klar. Dann wird auch schnell errechnet, dass ein neuer Kühlschrank sich erst auf die Dauer von 30 Jahren rentiert, aber die Investition in neue LED-Lampen im eigenen Haushalt sofort realistisch erscheint.

Dozent Klar verdeutlicht aber auch, dass es nicht darum gehe, unter dem Aspekt der BNE schwerpunktmäßig auf Umwelt und Nachhaltigkeit zu blicken. Das Wissen und die Kenntnis von Zahlen, Funktionen, Gleichungen und Diagrammen ermögliche auch, allgemein Dinge besser zu verstehen, die in den täglichen Nachrichten und Posts der sozialen Netzwerke verbreitet werden. „Im Prinzip sollten Schüler und Schülerinnen auch mal eine Statistik vorgelegt bekommen, mit dem Hintergrund, diese Zahlen kritisch zu hinterfragen und nicht alles zu glauben, was ihnen von den Medien präsentiert wird“, erklärt Christopher Klar. Zusammenhänge zu erkennen und auch sinnvolle Vergleiche anzustellen, das alles befähigt die Schüler und Schülerinnen, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen und Neues zu gestalten, ganz im Sinne der Bildung für nachhaltig Entwicklung.

Weitere Informationen zu unsere Kursen im Bereich Nachhaltigkeit finden Sie hier.


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Gesundes Essen ermöglichen

Ernährungsrat soll feste Instanz in Mönchengladbach werden

„Wenn viele Menschen etwas wollen, dann klappt das auch“, beschreibt Julia Sticker vom Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach das Bestreben in der Stadt, einen Ernährungsrat zu etablieren. Die Themen sind aktueller denn je: Lebensmittel retten, gesundes Leben und Ernährung sowie gesundes Aufwachsen und die essbare Stadt. In den Räumlichkeiten der VHS tagen schon seit Monaten die verschiedenen Arbeitsgruppen des geplanten Ernährungsrates. Federführend unterstützt wird die Idee durch das PariTeam Mönchengladbach sowie den GKV-Verband NRW, den Spitzenverband der Krankenkassen. „Insgesamt 19 Ernährungsräte gibt es schon in Nordrhein-Westfalen und die vernetzen sich gerade, um ihre Idee landesweit auf politischer Ebene zu verstärken“, so Julia Sticker.
So wie eine Familie, Freunde und Verwandte beim gemeinsamen Essen zusammenkommen und sich unter-halten, so möchte der Ernährungsrat Politiker, Landwirte, Gastronomen, Verbraucher, Händler, Vereine und Initiativen an einen Tisch bringen. Das Ziel: Gesundes und nachhaltiges Essen zu einem regionalen Thema machen. „Die Menschen sollen wissen, woher das Essen kommt“, heißt es auch auf der Webseite der deutschlandweiten „Ernaehrungsraete.org“. Fünf Arbeitsgruppen sind in Mönchengladbach bereits aktiv und haben durch zahlreiche Aktionen auf sich aufmerksam gemacht:

  • Lebensmittelverschwendung
  • Ernährungsbildung und regionale Landwirtschaft
  • Gemeinschaftsverpflegung
  • Urban Gardening
  • Organisationsteam

„Beim Organisationsteam laufen alle Fäden zusammen, um dem Ernährungsrat eine Struktur zu geben“, erläutert Julia Sticker. Konkrete Aktionen zeigen bereits, wie engagiert das Thema Ernährung in Mönchengladbach angegangen wird. Eine Schnibbeldisko mit unverkäuflichen Lebensmitteln von Marktbeschickern förderte dabei im Juni auf dem Rheydter Wochenmarkt den Gedanken, wie Lebens-mittel gerettet werden können. Mit einer Brotdosenaktion und Bildungsmaterial konnte ein weiterer Baustein für den Sinn eines Ernährungsrates in Mönchengladbach gesetzt werden. Bei den Kitas, Schulen, Krankenhäusern, Senioren- und Pflegeheimen setzt sich die Arbeitsgruppe Gemeinschaftsverpflegung unter anderem für mehr Köche und mehr frisch gekochtes Essen ein. Wenn es um regionale und saisonale Speisen geht, dann projiziert die Arbeitsgruppe Urban Gardening das Vorbild der Stadt Andernach auf Mönchengladbach. Die sogenannte „essbare Stadt“ gilt als Vorzeigebeispiel für die Idee, den Kohl, die Kartoffeln, den Salat oder die Äpfel nicht mehr ausschließlich im Supermarkt zu kaufen, sondern mitten in der Stadt selbst zu ernten oder zu pflücken. Eine gesunde Ernährung bildet den Ausgangspunkt für eine funktionierende Gesellschaft und so möchte der zukünftige Ernährungsrat mit allen Beteiligten und Interessierten den sogenannten „ERMÖ“ im neuen Jahr 2023 als feste Instanz in der Stadt erleben. Mit dem griffigen Logo „ERMÖ“ will die Initiative sich nicht nur als Ernährungsrat in den Köpfen der Bürger und Bürgerinnen dauerhaft in Erinnerung rufen. Der „ERMÖ“ möchte im wahrsten Sinn des Wortes „ERMöglichen“, dass Menschen mit geringem Einkommen eine warme Mahlzeit erhalten, Kinder mit einem gesunden Essen aufwachsen und einfach alle den Blick richten auf einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln. Zu dem nächsten großen Treffen am 9. Februar 2023 in der VHS sind alle herzlich eingeladen, die sich für Ernährung interessieren und gesundes Leben in der Region ermöglichen möchten. Für weitere Informationen zum Ernährungsrat können sich Interessierte in den Mailverteiler eintragen lassen ernaehrungsrat.mg@gmail.com.


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Nichts an Attraktivität verloren

Warum das Aktzeichnen inspirierend sein kann

„Bei einem Baum kann man mogeln, bei einem Menschen nicht“, erläutert Dozent Bernd Kitzel die Grundlagen des Aktzeichnens. „Zeichne ich mit ein paar Strichen einen Baum mit seinem Stamm, den Ästen und Blättern, dann wird ein fremder Betrachter das Gebilde auf dem Papier schnell auch als realistischen Baum bestätigen“, so Kitzel. „Würde der gleiche Zeichenversuch mit einem Menschen gemacht, also mit Kopf, Rumpf, Armen und Beinen, dann scheitert ein Ungeübter ganz schnell an den unterschiedlichen Größenverhältnissen“. Und genau hier liege die Herausforderung beim Aktzeichnen: Es gehe um das Kennenlernen der Proportionen, um absolute Genauigkeit beim Zeichnen und der Wiedergabe des Beobachteten. Also passen Kopf, Arme und Beine zum gesamten Körperbau des Modells und wie verhalten sie sich perspektivisch und natürlich im Raum? Was Bernd Kitzel den Interessierten in der VHS bereits seit 1997 vermittelt, hat Hand und Fuß im wahrsten Sinn des Wortes, schließlich gehört das Aktzeichnen schon seit dem Designstudium zu seiner großen Leidenschaft. Und die hat Kitzel unter anderem als freiberuflicher Designer für Unternehmen wie „Van Laack“ und „Trevira“ umgesetzt. Auch das Zeichnen von Frisuren für „Wella“ zählte zu seinen Aufgaben. 1988 erhielt er den Steilmannpreis der Stiftung der deutschen Bekleidungsindustrie. Heute arbeitet Bernd Kitzel neben der VHS als Lehrbeauftragter und Privatdozent bei der Hochschule Rhein-Waal, der Hochschule Niederrhein sowie bei der privaten Modeschule Düsseldorf.

Wer beim Aktzeichnen überwiegend Frauen als Modell vermutet, der liegt falsch. Auch Männer stehen oder sitzen als Modell beim Aktzeichnen. Als berühmten Vertreter beim Aktzeichnen verweist Kitzel hier auf Gustav Klimt, dessen Werke unter anderem schon 1879 und 1880 einen sitzenden sowie einen liegenden männlichen Akt beinhalten. Zu ungefähr der gleichen Zeit Ende des 19. Jahrhunderts beeindruckte auch die deutsche Künstlerin Käthe Kollwitz durch ihr Werk. „Trotz zunehmender Digitalisierung und technischer Möglichkeiten hat das Handwerk des Aktzeichnens nicht an Attraktivität verloren“, ergänzt Bernd Kitzel, denn immer noch sei das der beste Weg, um zu verstehen, wie Proportionen funktionieren und wie der freie Raum im Verhältnis zur Figur aufgebaut ist. „Und da komme ich gerne noch einmal auf die Frauen als Modell zurück, die einfacher zu zeichnen sind als Männer“, beschreibt der Dozent und begründet das mit der markanten weiblichen Hüfte, die auch etwas geneigt ist, wodurch die Zeichnenden leichter die Größenverhältnisse mit dem Bleistift herausarbeiten können. Zwanzig Minuten verbringt ein Modell beim Aktzeichnen und da gehöre auch schon etwas Körperspannung dazu, meint Kitzel weiter. Es gebe auch manchmal Interessierte aus Studiengängen der Psychologie, die sich als Modell bewerben, um zu erforschen, wie es ist, nackt im Mittelpunkt zu stehen (oder zu sitzen) und genau beobachtet zu werden.

Und genaues Beobachten und das Umsetzen der Beobachtungen mit dem Stift auf DIN A2 Papier ist wesentlicher Teil beim Aktzeichnen. DIN A2 entspricht einer Größe von 42,0 cm x 59,4 cm. „Mein Professor hat immer gesagt, der Bleistift lügt nicht, und wer groß zeichnen kann, der kann auch klein zeichnen“, erinnert sich Kitzel und vollzieht mit seinem Arm eine weite ausholende Bewegung. „Aktzeichnen steht auch für Dynamik und Bewegung“, lacht er und versprüht förmlich einen Hauch von künstlerischer Ausdruckskraft, die ansteckend wirkt. Inspirieren wolle er auch mit seinen Kursen, die neben dem Aktzeichnen auch aus dem Grundkurs Zeichnen sowie dem Portraitzeichnen bestehen. Letzteres bringt Kitzel auch dazu, Hans Bierbrauer zu erwähnen, den viele Fernsehzuschauer aus der damaligen Abendsendung „Dalli Dalli“ nur unter dem Künstlernamen „Oskar“ kennen. Dieser vermochte in wenigen Sekunden ein nahezu perfektes Portrait zu zeichnen, was letzten Endes auch für die hohe Professionalität des Künstlers stand. Dozent Bernd Kitzel freut sich auch, wenn er bei seinen Kursteilnehmern und Kursteilnehmerinnen erlebt, wie diese ihr Talent entwickeln und über sich hinauswachsen. Und Kunst brauche ja auch Betrachter, so Kitzel, der seine Werke demnächst wieder durch Ausstellungen in der VHS einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen wird.

Aktuelle Kurse mit Bernd Kitzel
Aktzeichnen
ab Mo., 16.10.2023, 19:00 – 21:15 Uhr
8 Termine


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